30 April 2015

Grüße zum 1. Mai

Wir nehmen den historischen Maifeiertag, dem internationalen Tag der Arbeiter und Arbeiterinnen, zum Anlass, um alle Werktätigen, Gewerkschaftsmitglieder, Linke, Guerillakämpfer sowie Sympathisanten und Unterstützer in Kolumbien, in Europa und überall auf der Welt zu grüßen! Es sind jene, dies seit Jahrzehnten gegen das neoliberale Modell und für die sozialen und politischen Rechte, nicht nur in Kolumbien, kämpfen. Auch, wenn es in den letzten Jahren einen spürbaren Fortschritt in der sozialen Mobilisierung gab und der aktuell laufende Friedensprozess zwischen der Regierung und den FARC-EP Hoffnungen für ein Ende des seit über 50 Jahre andauernden bewaffneten Konflikts schürt, so sind die Folgen einer neoliberalen und ausschließlich der Wirtschaftsinteressen dienenden Politik allgegenwärtig: Wachsende Armut und Elend, politische Gewalt gegen Andersdenkende und Oppositionelle, soziale und politische Ausgrenzung, Raubbau an der Natur und ein bewaffneter Konflikt.

Dabei war es das ausschließende Moment, der Konflikt um Land, um politische Teilhabe sowie die staatliche Gewalt und Repression, die Bauern, Studierende, Arbeiter, Lehrer, Afrokolumbianer und Indigene zur Gründung der Guerilla und zum Eintreten in ihre Einheiten veranlasste. In den Medien wird suggeriert, dass Kolumbien ein aufstrebendes Land sei, die Zeit der sozialen Ausgrenzung sei längst vorbei und der Wohlstand ist nun weit verbreitet. Da können wir nur sagen: Alles Demagogie! Die Kämpfer der Guerilla, die Agrarstreiks der Bauern, die Streiks und sozialen Auseinandersetzungen im ganzen Land, getragen von Transportarbeitern, Lehrern, Studenten, beschäftigten in der Erdölindustrie und im Bergbau, die Kämpfe der Afrokolumbianer im Norden und Indigenen im Südwesten des Landes, zeigen, dass viele Pseudoreformen keine Revolution bzw. wirkliche Veränderungen ersetzen können.

Das neoliberale Märchen der flexiblen Arbeit heißt übersetzt, dass zwar neue Arbeitsplätze geschaffen werden, diese jedoch im Niedriglohnsektor zu finden sind, wo es keine Garantie auf elementare Sozialleistungen wie Krankengeld, Urlaub, Arbeitszeitbeschränkung oder gewerkschaftliche Betätigung gibt. Durch den Abbau von Sozialleistungen und auf Kosten sinkender Löhne machen die transnationalen Konzerne Gewinn. Die Auflagen des Internationalen Währungsfonds zur Reform der staatlich-öffentlichen Einrichtungen  führt dazu, dass Krankenhäuser und Polikliniken in Städten und vor allem auf dem Land geschlossen werden, dass Investitionen und längst nötige Erhöhungen der Gehälter der Lehrer in den Vor-, Primar- und Sekundarschulen ausbleiben, dass man Universitäten privatisiert und öffentliche Dienstleistungen wie die Wasserversorgung, Müllabholung, sanitäre Einrichtungen, Straßen und andere Dienstleitungen und Infrastrukturbereiche von der kommunalen in den privaten Hand wechseln.

Die Umsetzung der neoliberalen Politik mittels internationaler Organisationen wie dem Internationalen Währungsfond sowie durch Freihandelsverträge fördern die wirtschaftlichen, militärischen und politischen Interessen in Nordamerika und Europa, aber nicht jene in Kolumbien und Lateinamerika. Die kapitalistische Globalisierung und Gier sorgt für die Ausblutung Kolumbiens. Deswegen ist es wichtig zu kämpfen und deswegen senden wir als politisches Netzwerk revolutionäre Grüße an die Werktätigen, Gewerkschaftsmitglieder, Linke, Guerillakämpfer und Unterstützer für ein neues Kolumbien! Kämpft auch in Europa für einen dauerhaften Frieden mit sozialer Gerechtigkeit in Kolumbien! Unterstützt die politische Basisarbeit der aufständischen und oppositionellen Bewegungen in Kolumbien!

Politisches Netzwerk Kolumbieninfo Mai 2015

23 April 2015

Gründung neuer Gefängnisbewegung (MNC)

Ein Krebs frisst die kolumbianische Gesellschaft auf, es ist der Krebs des ernsthaften sozialen und bewaffneten Konfliktes, der das Land seit über 60 Jahren erfasst hat und mit einer wachsenden Elend und Blutvergießen einhergeht. Ein Krebs, geschürt durch die herrschende Klasse, der Leid und Schmerz vertieft, so, als ob ein Arzt zur Behandlung von Lungenkrebs das Rauchen verschreiben würde, um ihn zu heilen. Es ist so, dass sich das Modell der wirtschaftlichen Entwicklung zu Gunsten der Reichen weiter konsolidiert und öffnet, im Austausch für irreparable Schäden an der Umwelt, der Plünderung unserer Ressourcen, einer zunehmenden Verarmung der Bevölkerung, einer weiteren Verschlechterung des bewaffneten Konfliktes, einem Verschwinden der Subsistenzwirtschaft, sowie einer Zunahme der Kriminalität, dem Flüchten in Drogenabhängigkeiten und in die Obdachlosigkeit.

Und alle diese Übel, die durch unsere Politiker genährt werden, beantworten sie mit angeblicher sozialer Investition, wobei sie keine soziale Gerechtigkeit meinen, sondern das Erhöhen der staatlichen Sicherheitsorgane und Militärausgaben. Es ist eine Verlagerung der Problemlösung in höhere Strafen, in die Kriminalisierung der sozialen Proteste, Strafverfolgung und Populismus sowie in den Bau von neuen Gefängnissen. Kurzum, die Heilung eines Lungenkranken mit Tabakkonsum.


Nach den Vereinten Staaten und China, hat Kolumbien ebenfalls einen Platz auf dem Podium und kann mit Stolz die Bronzemedaille tragen und zu den Ländern gehören, die das Gefängnis am intensivsten als eine Möglichkeit nutzen, um ihrer sozialen, wirtschaftlichen und moralischen Krise zu begegnen. Das Gefängnis ist hier in Kolumbien eine hungrige Bestie, das einer wachsenden Zahl von Bürgern unter Armut, Kriminalität des Überlebens und Krieg zu verschlingen droht. So werden heute fast 130.000 Menschen von der gierigen, korrupten, ineffizienten, ineffektiven, chaotischen und erniedrigenden Bestie des Gefängnisses und Strafvollzugssystems zerfleischt. Es ist einer der größten Menschenrechtsverletzungen in Lateinamerika.


Die aktuelle soziale und humanitäre Krise in den kolumbianischen Gefängnissen wächst seit mindestens 16 Jahre an und droht weiter zu wachsen und sich zu vermehren, wie ein Tumor, der bereits Metastasen gebildet hat. Er ist ein Spiegelbild und Ausdruck der Krise, in die das Volk gestürzt wurde und das heute eine tiefe Sehnsucht nach einem chirurgischen Eingriff im Rahmen eines Friedensprozesses hat, wie er in Havanna geführt wird anstatt weiterhin auf der Suche nach dem Fieber in den weiten Savannen zu sein.


Ebenso sind Frauen und Männer, Kinder und ältere Menschen, Jung und Alt, Menschen aller Schichten, Regionen, ethnische und sexuelle Minderheiten lebendig im Gefängnis begraben durch eine kriminelle Politik, die „Sicherheit“ über das Menschsein priorisiert. Deshalb haben wir uns organisiert, praktizieren die Mobilisierung und kämpfen mit der aktiven Bürgerschaft, um bei der Suche und Entwicklung von Lösungen für die berüchtigte Krise des Gefängnis- und Sicherheitssystems beizutragen.


Aus diesem Grund werden wir uns heute als Gefangene aus Kolumbien versammeln und eine wachsende soziale Bewegung hinter Mauern aufbauen, die sich „Nationale Gefängnisbewegung“ nennt (spanisch: Movimiento Nacional Carcelario – MNC), in der wir alle beherbergen, ohne irgendeinen Unterschied, egal welcher rechtlicher, politischer, ideologischer, religiöser, ethnischer, kultureller, sexueller oder anderer Typus. Und in dieser Bewegung kämpfen wir vereint für die Überwindung der sozialen und humanitären Krise, die volle Wiederherstellung der Menschenrechte und der Souveränität.


Die „Nationale Gefängnisbewegung“ ist für alle: Soziale Gefangene, politische Gefangene, aus dem Paramilitarismus, der Ausgelieferten und so weiter. Sie ist ein Kampf für das Wohl aller Gefangenen und für die würdige Behandlung von unseren Familien. Aber sie ist auch Teil und Ausdruck der sozialen Bewegungen, die für ein gerechtes, partizipatives, demokratisches, souveränes und friedliches Kolumbien kämpfen.

21 April 2015

Warum der Friedensprozess: Um Frieden zu erreichen oder uns zu unterwerfen?

Die Friedensdelegation der FARC-EP hat gestern auf einer Pressekonferenz, am letzten Tag von rund 35 Gesprächsrunden, ein Dokument vorgetragen: Warum einen Friedensprozess? Um Frieden zu erreichen oder uns zu unterwerfen?

Die aufständische Bewegung vermeldet darin eine produktive Gesprächsrunde und zeigt an, dass nun mit dem Plan der Kampfmittelbeseitigung und Entminung beginnt. Außerdem hat der Verhandlungstisch Fortschritte im fünften Thema der Agenda der Friedensgespräche, dem Punkt der Opfer, erzielt.

Aber: „Trotz all dieser Fortschritte über die wir berichten und die Optimismus erzeugen sollen, drücken wir unsere Besorgnis aus über das was los ist in Kolumbien“, so das Kommuniqué.

Er bezieht sich auf die Ereignisse in Cauca am 14. April, als die „Tragödie“ geschah.

Die FARC-EP durch ihren Sprecher Iván Márquez, machte deutlich, dass der Krieg eine Tragödie für die einfachen Menschen ist, denn „wir haben nie Soldaten der reichen Familien auf dem Schlachtfeld konfrontiert, denn die Söhne der Reichen ziehen nicht in den Krieg. Seltsamerweise sind es die reichen Familien, die nach mehr Blut fragen, ohne Rücksicht darauf, was in dieser Nacht des 14. passiert ist“.


Die aufständische Bewegung erklärt, dass schnellstmöglich folgende Fragen zum Vorfall in Cauca beantwortet werden sollen: Was ist passiert? Warum ist es passiert? Wie sind die Dinge geschehen am 14.?

„Diese Fragen scheinen nicht im Interesse der herrschenden Klasse zu sein. Und mit der Macht der Medien, vergiften sie das Land, ohne dass sie in Ruhe überprüfen, was geschehen ist.“

Nach Angaben der FARC, haben die Bewegungen vor dem Kampf in dieser Nacht nicht so ausgesehen, als ob sie für eine Party vorbereitet wären. Und die Guerilla erinnerte daran, dass der Waffenstillstand beendet werden würde „nur dann, wenn unsere Guerilla-Strukturen durch die staatlichen Sicherheitskräfte angegriffen werden.“

Trotz des oben genannten, erklärte die Guerilla auch, dass sie nicht in die Falle der Kriegstreiberei, wie manch anderer Sektoren in Kolumbien, zurückfallen werde, die die Waffenruhe beenden und den Krieg wieder von vorne anfangen wollen. „Deshalb wiederholen wir heute die Entscheidung, die wir im Dezember 2014 getroffen haben, den einseitigen Waffenstillstand und die Beendigung der Feindseligkeiten auf unbestimmte Zeit einzuhalten, es sei denn, wir unterliegen einer ständigen Belagerung durch die Armee. Es sollte klar sein, dass es Angriffe sind, die im Rahmen einer legitimen Verteidigung durchgeführt werden.“

Darüber hinaus forderte die aufständische Bewegung ein breiteres Prüfungsverfahren des einseitigen Waffenstillstands, der die Garantie für den Erfolg ist. Sie wunderte sich, was das Argument der Regierung sein könne, diese Überprüfungsmechanismen nicht zulassen: „Wir bitten die Regierung, sich zu diesem Thema auszusprechen“.

19 April 2015

Kein Krieg mehr, keine Gewalt mehr

Im Internationalen Congress Center in Havanna, wo die Friedensgespräche stattfinden, sprach Ricardo Téllez über den Menschenrechtsverteidiger und Anwalt Eduardo Umaña Mendoza, der vor 17 Jahren in Bogota ermordet wurde. Bis heute sind die materiellen und geistigen Autoren der Tat nicht bekannt.

Der Sprecher der FARC-EP, erklärte: „Keine Zweifel, es war ein Staatsverbrechen. Eduardo selbst verurteilte es Wochen vor seiner Ermordung und sagte, dass die Beamten und staatlichen Institutionen in der Vorbereitung der Kriminalität involviert sind.“

Kommandant Ricardo Téllez erinnerte daran, dass in dem Moment als er starb, war Umaña Mendoza der Verteidiger der Gewerkschaftsführer von Ecopetrol und der Familie von Gaitán für die Wiedereröffnung der Akten über die Ermordung des liberalen Anführers.

"Wir haben gesagt, und ich wiederhole es, dass, wenn der Staat den Weg der Wahrheit nehmen will, dann muss er bereit sein, seine nationalen und internationalen Verpflichtungen zu erfüllen, um die Straflosigkeit für ihre eigenen Verbrechen zu beenden. Es muss Bereitschaft gezeigt werden und Akten geöffnet werden, dabei müssen die Mächtigen des Landes das Gleiche tun, um den Zugang zur Wahrheit, die sie enthalten können, zu zulassen.“

Nochmals sagte der Guerilla-Kommandant: „Wir sind in Havanna, eine Vereinbarung zu erreichen, in der die Parteien Schritte in Richtung eines Kolumbiens unternehmen, ohne Opfer von jeglicher Gewalt zu werden.“ Und er fügte hinzu: „Die größte Verantwortlichen für diese Verbrechen sollten ihre Verantwortung zeigen, um ein Land ohne Bruderkrieg zu schaffen, weil es sind nicht ihre Kinder, die auf dem Schlachtfeld sterben.“ 

16 April 2015

Waffenstillstand in Gefahr

„Die FARC-EP bedauern zutiefst die Folgen der anhaltenden Offensive der Regierungstruppen gegen unsere Einheiten im einseitigen Waffenstillstand.
Als Folge der militärischen Belagerung durch die Armee führte eine legitime Reaktion der FARC-EP zum Tod von 10 Soldaten und 18 verletzten Soldaten in der Gemeinde Buenos Aires, Cauca“, heißt es in einem Kommuniqué der FARC-EP. 

So wurden Anfang der Woche tragischer Weise 11 Soldaten bei Gefechten getötet und mehr als 20 verletzt, die im Territorium der Guerilla operierten. Dabei machte die FARC-EP erneut deutlich, dass es seit dem Inkrafttreten des einseitigen Waffenstillstandes ununterbrochen operative Maßnahmen von Armee und Polizei im Land gibt. Dabei wurde die Mobile Brigade Nummer 17 der Armee von Kämpfern der mobilen Kolonne „Miler Perdomo“ der FARC-EP zur Mitternachtszeit am Dienstag angegriffen, die sich in einem Gebiet bewegten, in dem die Guerilla starke Verbände und Milizen hat. 

Mehrmals betonte die Guerilla, dass sie auf Angriffe und Militäroperationen auch defensiv reagieren und keine Operationen gegen ihre Einheiten dulden würde. Zwar kam Präsident Santos dem Wunsch nach einem Frieden soweit entgegen, dass er die Bombardierungen auf Lager der FARC-EP befristet einstellte, doch dies glich nicht den Forderungen von Guerilla und Bevölkerung nach einem zweiseitigen und dauerhaften Waffenstillstand. Im Zuge des aktuell Geschehen in Cauca hob er die Anordnung zur Nichtbombardierung wieder auf. Dies könnte zu einer Intensivierung der Auseinandersetzungen führen. 

Im Kommuniqué führt die FARC-EP aus, dass sie sich für eine Aufarbeitung des Vorfalls einsetzen und bitten zugleich die „Breite Front für den Frieden“ (Frente Amplio), die Garantenländer in den Friedensgesprächen (Norwegen, Kuba, Venezuela und Chile), sowie die internationale Organisation des Roten Kreuzes und den Staatenverbund UNASUR um Untersuchung des Vorfalls in Cauca. Damit sollen zukünftig weitere Kämpfe und Tote verhindert werden.

Kommuniqué in Spanisch 
Kommuniqué in Englisch 

13 April 2015

Tore und Dribblings für den Frieden in Kolumbien

Im Stadion „Techo“, gelegen im Stadtteil Kennedy im Süden von Bogotá, wurden viele Zuschauer Zeugen der Magie des Fußballstars Diego Armando Maradona. Er war einer jener Wegbereiter, die sich für den Frieden in Kolumbien einsetzen und deshalb auf ihre eigene Art und Weise eine Beitrag dazu leisten wollten. Heraus kam ein Fußballspiel für den Frieden.
 
Neben den kolumbianischen Fußballstars Faustino “El Tino” Asprilla, Adolfo Valencia, Mauricio “El Chicho” Serna, Freddy Rincón oder Juan Pablo Ángel, war eben auch der berühmte Diego Armando Maradona mit dabei und verzückte die Zuschauer nicht nur mit seinen Ballkünsten. Denn nicht nur die teilnehmenden Spieler, sondern auch die anwesenden 9000 Zuschauer und Tausenden vor den Stadiontoren drückten damit ihren Wunsch nach einem dauerhaften Frieden in ihrem Land aus.
 
Am Ende gewannen die „Freunde Maradona´s“ mit 2:1 gegen eine bogotanische Auswahl von ehemaligen Fußballspielern der beiden Traditionsvereine Santa Fe und Millonarios. Das Spiel, übertragen von mehreren Fernsehsendern, war zweifelsohne eine gute Gelegenheit, nicht nur den Fans im fußballbegeisterten Land den Frieden näher zu bringen, sondern die oftmals auch verfeindeten Gruppen zu einen und als Katalysator für Diskussionen und Dialoge zu dienen.
 
Kurz vor dem Spiel bedankte man sich bei der ehemaligen Senatorin Piedad Córdoba für ihren unermüdlichen Einsatz für den Frieden und die ihren Anteil an dem Erscheinen von Diego Armando Maradona hatte. Am Ende signierten alle beteiligten Spieler Fußbälle, die an den Präsidenten Santos, an die Friedensdelegation der Guerilla FARC-EP in Kuba, an die Senatorin Córdoba und an den Bürgermeister von Bogotá, Gustavo Petro, als Symbol für das Engagement für einen Frieden geschenkt wurden.

09 April 2015

9. April: Der Tag der Erinnerung und der Opfer in Kolumbien

Viele Wochen und Monate plante die breite Friedensbewegung und politische Opposition diesen Tag mit Demonstrationen im gesamten Territorium und in den Provinzhauptstädten. Hunderttausende nahmen daran teil. Ein kurzer Überblick…

Zu den Aufrufen des Tages der Erinnerung und der Opfer am 9. April mobilisierten fast alle politischen und sozialen Bewegungen des Landes, einschließlich die Guerillabewegungen FARC-EP und ELN. Der historische Kontext kommt aus der kolumbianischen Friedensbewegung, die das Datum symbolisch auf den Todestag von Jorge Eliecer Gaitán legten, dem fortschrittlichen liberalen Anführer, der am 9. April 1948 von konservativen Kräften ermordet wurde und einen Bürgerkrieg auslöste. So mobilisierten Bauern, Indigene, Afrokolumbianer, Studenten, Schüler, Arbeiter und viele marginalisierte Bevölkerungsschichten und ihre Organisationen zu diesem Tag. Dabei fanden die Veranstaltungen und Demonstrationen nicht nur in den großen Städten wie Bogotá, Cali, Medellín, Popayán, Barranquilla, Bucaramanga, Neiva und Cúcuta statt, sondern auch in vielen ländlich geprägten Regionen. Gerade diese Regionen sind vom bewaffneten und sozialen Konflikt betroffen und legen große Hoffnungen in den derzeitigen Friedensprozess zwischen FARC-EP und Regierung.

Alleine in Bogotá trafen sich rund 10.000 Personen am Vormittag vor dem nationalen Erinnerungszentrum in der Nähe des Zentralfriedhofs, um von dort auf der Calle 26 in Richtung Parque Simón Bolívar zu laufen. Dabei schwoll die Demonstration auf viele Tausende weitere Demonstranten an, die sich besonders im Bereich der Nationalen Universität anschlossen. Unterstützt wird die Abschlussveranstaltung am Abend durch den aktuellen Bürgermeister Gustavo Petro. Im Parque Simón Bolívar wird es ein großes Konzert geben. Am morgigen Tag wird es ein Fußballspiel für den Frieden geben, an dem unter anderem Weltstar Diego Maradona teilnehmen wird. Der Nachteil der großen Mobilisierung: Alleine in Bogotá werden bis zu 8000 Polizisten und Sicherheitskräfte die Veranstaltungen und Demonstrationen überwachen, bei der über 100.000 Teilnehmer partizipieren werden.

In Cali, der Hauptstadt von Valle del Cauca und Zentrum der südlichen Pazifikküste, werden aktuell 60.000 Personen erwartet. Zwei große Demonstrationszüge, einer aus dem Norden und ein anderer aus dem Süden, treffen sich im Zentrum der Stadt in der Nähe der Kommunalverwaltung. Auch hier sind die Ziele und Forderungen die gleichen, wie überall: Ein bilateraler Waffenstillstand der Regierung mit der FARC-EP und Einbeziehung des ELN in die Friedensverhandlungen. In Medellín werden etwas weniger Teilnehmer erwartet. Hier liegt der Fokus besonders in der Beteiligung der Nachbarschaftsinitiativen der marginalen Viertel (Comunas). In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten waren diese im besonderen Maße von gewalttätigen Auseinandersetzungen betroffen und von verschiedenen Milizen und paramilitärischen Gruppen gesteuert.

In Popayán, der Hauptstadt der Region Cauca, sind besonders Bauern und indigene Gemeinschaften in die Organisation involviert. Aktuell nehmen 5000 Personen an einem Marsch teil, der in der Nähe der Panamericana begonnen hat und in Richtung historischen Zentrum der Stadt zieht. Des Weiteren wollen die zu Tausenden angereisten Indigene weiter in ihre angestammten Regionen wie Corinto weiterziehen. Auch in der Nachbarprovinz Huila findet eine Demonstration in der Hauptstadt Neiva statt. In Barranquilla wird für die Karibikküste mobilisiert, während sich andere Regionen in anderen großen Städten wiederfinden. So finden auch kleinere Demonstrationen in den vom bewaffneten und sozialen Konflikt betroffenen Regionen wie Arauca oder Santander statt. So wurden auch in Kleinstädten Demonstrationen der lokalen Bauernvereinigungen angemeldet. Letztendlich wird sich am Ende des Tages zeigen, wo und vor allem wieviel Demonstrationen im Land durchgeführt wurden.

Zum heutigen 9. April veröffentlichte die Friedensdelegation der FARC-EP aus dem Verhandlungsort Havanna eine Botschaft an das kolumbianische Volk und die Teilnehmenden der Demonstrationen. In vielen Städten wird die Botschaft übertragen werden. Sie erhoffen sich zusätzlich von den Demonstrationen, dass die Regierung unter Präsident Santos den Ruf nach grundlegenden Wechseln aus dem Konflikt und der Tragödie erhört. Der Frieden ist nicht der der Guerilla oder der der Regierung, sondern der aller Kolumbianer, so die Botschaft. Wenn über die Transition geredet wird, dann muss es bis zur sozialen Gerechtigkeit gehen, die es erlaubt, Ungleichheiten zu beseitigen die breite Bevölkerung in Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen. Wiederholt macht sich die FARC-EP für eine konstituierende verfassungsgebende Versammlung stark. Mit einem Zitat von Jorge Eliecer Gaitán endet die Botschaft: „Selig sind diejenigen, die verstehen, dass die Worte von Harmonie und Frieden nicht verwendet werden dürfen, um sich hinter Ressentiments und Vernichtung zu verstecken.“


02 April 2015

Kommuniqué zum Tod von Carlos Gaviria Díaz

In der FARC-EP bedauern wir zutiefst den Tod des großen Juristen und Lehrers der Demokratie, Carlos Gaviria Díaz.

Carlos Gaviria Díaz war ein klares Beispiel dafür, was ein wahrer Demokrat ist: Er verteidigte die politische Toleranz, die soziale Gerechtigkeit, den Respekt der Unterschiedlichkeiten und das Recht auf Rebellion.

Mit seinem konsequenten Handeln und seinem militanten Engagement, war Carlos Gaviria Díaz ein wesentlicher Antreiber verschiedener Prozesse in der Einheit der Linken, die einige wichtige Siege hervorbrachten, weil er eben aus unserem Volk kommt.

Angesichts der strukturellen Krise der kolumbianischen Justiz, glänzt ein professionelles Beispiel wie Gaviria Díaz jeden Tag.

Er ist ein großer Verlust für das kolumbianische Volk, welches für die Eroberung der wahren demokratischen Garantien und einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit kämpft.

Wir bekunden unsere Solidarität mit seiner Familie und seiner Partei, dem Demokratischen Alternativen Pol.

Das demokratische Kolumbien der Zukunft ehrt seinen Namen.

Nationales Sekretariat derFARC-EP
Berge von Kolumbien, 1. April 2015