20 Juni 2013

Friedensgespräche nun zur politischen Partizipation


Die Friedensgespräche zwischen FARC-EP und kolumbianischer Regierung widmen sich nun den Themen der  politischen Partizipation für eine echte Demokratisierung, Frieden mit sozialer Gerechtigkeit und einer nationalen Aussöhnung. Dazu haben die FARC-EP auf Kuba unlängst zehn Minimalvorschläge eingereicht.

Nachdem das erste Thema zur Agrarfrage in den offiziellen Verhandlungen abgeschlossen wurde, stehen nun die Themen zur politischen Partizipation und Eingliederung der FARC-EP in das politisch-gesellschaftliche Leben auf der Agenda. Um politische Teilhabe zu ermöglichen und die politischen Voraussetzungen zu verbessern, sind zehn Minimalvorschläge durch die FARC-EP eingereicht worden. Mit den Vorschlägen soll der Prozess der Demokratisierung des politischen Systems angeregt und die bisherigen autoritären, parapolitischen, mafiösen und korrupten Strukturen überwunden werden. Zudem setzt sich die aufständische Bewegung für die breite Beteiligung der Bevölkerung ein.

Die zehn Minimalvorschläge lauten wie folgt.
  1. Demokratische Umstrukturierung des Staates und politische Reform.
  2. Volle Garantien für die Ausübung der Opposition und das Recht zu regieren.
  3. Volle Garantien für Guerilla-Organisationen und ihre Kämpfer in der Rebellion für die Ausübung  politischer Tätigkeit bis zu einer endgültigen Einigung.
  4. Demokratisierung von Information und Kommunikation und der Massenmedien.
  5. Förderung der Beteiligung von Regionen, Kommunen und Gemeinden.
  6. Soziale und ganzheitliche Teilhabe der Bevölkerung im Prozess der öffentlichen Politik, der Planung und insbesondere der Wirtschaftspolitik.
  7. Garantien für politische und gesellschaftliche Partizipation der ländlichen, indigenen und afroamerikanischen Bevölkerung sowie anderer sozial ausgeschlossener Schichten.
  8. Förderung der sozialen und populären Beteiligung der Bevölkerung im Integrationsprozess unseres Amerikas.
  9. Politische Kultur für Partizipation, Frieden und nationale Aussöhnung und das Recht auf Protest sowie der sozialen und populären Mobilisierung der Bevölkerung.
  10. Aufrufen einer verfassunggebenden Nationalversammlung.
Die Punkte 1 und 2 der Vorschlagsliste werden in einer Erklärung der FARC-EP vom 19. Juni näher erläutert. Heute wurden in einer weiteren Erklärung die Punkte 3 bis 6 näher beschrieben. In der bisherigen Historie der aktuellen Friedensgespräche werden in zeitlichen Abständen Erklärungen verfasst und der Öffentlichkeit vorgestellt, die sich mit den Vorschlägen der FARC-EP zu den Verhandlungspunkten der Agenda befassen. Zum zweiten großen Verhandlungsthema der Agenda, der politischen Partizipation, fand, wie beim ersten Thema einer umfassenden landwirtschaftlichen Entwicklungspolitik, bereits ein Forum in Bogotá statt, an dem viele politische und soziale Organisationen eigene Vorschläge einbringen konnten, die nun Verwendung in den Gesprächen finden.

Unter einer demokratischen Umstrukturierung des Staates und einer politischen Reform, geht es den FARC-EP um die Gewährleistung einer tatsächlichen demokratischen und partizipativen Ausübung der Macht. In ihr sollen die öffentlichen Institutionen gestärkt und somit eine effektive Ausrichtung der Politik gewährleistet werden. Nur durch die breite Beteiligung der Bevölkerung am politischen Prozess werden die Bedingungen für einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit geschaffen, nun so kann gewährleistet werden, dass die Rechte und ein menschenwürdiges Leben der Bevölkerung, sowie die Überwindung tiefer Ungleichheiten, Armut und Elend, Bestand haben. Durch Dezentralisierung sollen vor allem die örtlichen Gegebenheiten besser in den politischen Prozess mit einbezogen werden. Weiterhin werden eine Reform der Streitkräfte und des Justizsystems angeregt, die bisher nicht unabhängig und für das Volk agiert haben.

Zur Umstrukturierung des Staates sei ebenfalls eine politische und Wahlreform notwendig, so die FARC-EP in ihrer Erklärung. Mit einer Wahlreform könne politische Fairness und Gleichheit geschaffen und die kriminelle  und klientelbelastete Ausübung von Politik verhindert werden. Hierdurch wird die Glaubwürdigkeit und Transparenz des politischen Systems wieder hergestellt. wieder herzustellen und Transparenz des politischen Systems und des Wahlsystems. Reformiert gehören auch die bestehenden Mechanismen der politischen Partizipation, so zum Beispiel Volksinitiativen, die bisher durch restriktive Vorschriften aufgefallen waren.

Volle Garantien für die Ausübung der Opposition und das Recht zu regieren, beinhaltet vor allem rechtliche Aspekte der Umsetzung. Es geht um die Anerkennung aller Organisationen, politischen Parteien und politischen und sozialen Bewegungen, die in Opposition zur Regierung stehen und denen volle Ausübung politischer Arbeit gewährleistet werden soll. Der Staat hat seine Aufgabe, die politischen Garantien, den Zugang zu Informationen, Medien und finanziellen Ressourcen zu sichern und die Stigmatisierung bzw. die Verfolgung zu verhindern. Zudem sollte es möglich sein, dass die Opposition politische Kontrolle ausüben kann und die Praktiken des Staates zur Aufstandsbekämpfung und Verfolgung politisch Andersdenkender beendet werden.