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Kolumbieninfo
Dokumente und Kommuniqués der FARC-EP
30 März 2013
23 März 2013
Verleumdung gegen Joaquín
Joaquín Pérez Becerra ist Verantwortlicher der alternativen
Nachrichtenagentur ANNCOL. Für die Unión Patriótica war er politisch aktiv und
Stadtrat in der Gemeinde Corinto, seine Frau wurde wie viele andere auch
ermordet. Später ging er ins Exil. Er
wurde am 21. April 2011 wurde er auf dem Weg von Schweden nach Venezuela in
Caracas auf dem Flughafen verhaftet und wenige Tage später nach Bogotá in
Kolumbien ausgeliefert. Sein Name tauchte in einer Liste von Interpol auf. Im
September 2012 verurteilte man ihn zu acht Jahren Gefängnis wegen
Mitgliedschaft in der FARC-EP. Trotz nationaler und internationaler Proteste
bleibt er weiterhin in Kolumbien inhaftiert, obwohl er seit 1995 in Schweden
lebte und seit dem Jahr 2000 schwedischer Staatsbürger ist. Seit dem sitzt er
in La Picota, einem Gefängnis in Bogotá
Solidarität und Freiheit
für Joaquín!
Miguel Ángel Antolinez, der ebenfalls aus Stockholm in Schweden kommt,
war der Kronzeuge im Prozess, die letztendlich zur Verurteilung führte. Nicht
ganz klar ist die Rolle von Antolinez, der kurz vor dem Prozess Kontakt mit
Geheimdiensten hatte. So macht der Verteidiger von Joaquín Rodolfo Ríos Lozano
auf seine Unwahrheiten im Prozess vor dem Siebten Strafgericht aufmerksam.
Nicht eine seiner Aussagen konnte verifiziert werden. Der Kronzeuge behauptete,
dass er Joaquín im Sitz der Kommunistischen Jugend (JUCO) in Bogotá
kennengelernt habe und dort soll er ihm in den 80er Jahren den Eintritt in die
FARC angeboten haben, sagte der Verteidiger. Auf der anderen Seite sagte der
Kronzeuge aus, dass er Joaquín in einem Ort in Caquetá kennenlernte und dass er
stetig Kontakt zu Kommandierenden der Guerilla hatte.
Diese widersprüchlichen Aussagen sollen nun von seinem Verteidiger
aufgerollt und bezüglich einer strafrechtlichen Verleumdung untersucht werden.
Joaquín sagt von sich aus, dass er nie Mitglied bei JUCO gewesen sei, schon gar
nicht in Bogotá, da er aus Cali komme. In Cali war er für die Kommunistische
Partei (PCC) aktiv und später für die Unión Patriótica (UP) in Corinto, im letzten
Ort zwei Amtszeiten. Außerdem fügt er hinzu, dass er nie in Caquetá gewesen
ist. Nun gibt es einen Aufruf an die genannten Organisationen und besonders an
Personen gleichen Alters, die zum einen Informationen über den mit
Falschaussagen auftretenden Antolinez aufwarten können, oder die bestätigen
können, dass Joaquín nie Mitglied bei JUCO in Bogotá gewesen ist bzw. die ihn
generell wegen seiner politischen Laufbahn in den anderen Organisationen
entlasten können.
20 März 2013
Chocó - Reiches armes Land
Der
Chocó ist ein Departement in Kolumbien, das durch eine reiches Ökosystem und
wertvolle Bodenschätze, aber auch durch seine Armut und eine permanente humanitäre
Krise auffällt. Aktuell sind zum Beispiel Zehntausende durch akute Regenfälle
und Überschwemmungen betroffen. Doch es regt sich auch Widerstand.
Allgemeines
Das
Departement Chocó liegt im Nordwesten von Kolumbien an der Grenze zu Kolumbien,
ist so groß wie der Staat Dänemark und hat Zugänge sowohl zum Pazifik als auch
zum Atlantik. Mehr als 440.000 Menschen leben hier, davon in Quibdó, der
Hauptstadt des Departements rund 160.000. Der Anteil der Bevölkerung mit
afrikanischer Herkunft beträgt mehr als 80 Prozent und der Anteil der Menschen
mit indigenen Wurzeln liegt bei fast 10 Prozent. Damit unterscheidet sich die
Bevölkerungsstruktur klar von der des übrigen Kolumbiens, wo der Anteil der
ersten Gruppe bei 20 Prozent und die der Indigenen bei offiziell nur 2 Prozent
liegen. Die Spanier brachten im 17. und 18. Jahrhundert viele afrikanische
Sklaven in diese Region, weil hier große Goldfunde vermutet wurden und billige
Arbeitskräfte für die Minen gebraucht wurden. Auch heute noch ist der Bergbau neben
der Land- und Forstwirtschaft die wichtigste wirtschaftliche Einnahmequelle.
Der Chocó wurde erst im Jahr 1947 ein eigenständiges Departement und gilt heute
noch aufgrund der Infrastruktur als eine der vergessenen Regionen des Landes.
Soziales
Studien
der Vereinten Nationen zur Folge leben rund 70 Prozent der Chocoaner in Armut
und rund 40 Prozent sogar in extremer Armut, obwohl fast die Hälfte des
abgebauten Goldes in dem Departement gefördert wird. Die geringen Investitionen
in die Wirtschaft, die fehlende Infrastruktur und der bewaffnete Konflikt
sorgen für weitreichende soziale Probleme wie eine hohe Arbeitslosigkeit und
Kriminalitätsrate. Wie überall in Kolumbien gibt es eine besonders durch die
Regierung und Paramilitärs geschürte Landflucht und die Menschen versuchen sich
in den marginalen Vierteln am Rande der Städte oder in den anderen Regionen des
Landes niederzulassen. Die mangelnden Zukunftsperspektiven bekommen vor allem
die Kinder und Jugendlichen zu spüren, die 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Fehlende Bildungsmöglichkeiten und geringe Zukunftsperspektiven sorgen dafür,
dass viele junge Menschen in das kleinkriminelle Milieu abrutschen oder zu
Handlangern von Drogenhändlern und Paramilitärs werden, deren Präsenz sich in
den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend erhöht hat.
Ölpalme
In
Kolumbien wurde die Ölpalme 1932 erstmals eingeführt, in den 1950er Jahren
begann der großflächige Anbau und die kommerzielle Nutzung und in den letzten
Jahren die stetige Ausdehnung der Plantagen. Aus der Ölpalme können die
höchsten Erträge aus Ölsaaten erreicht werden, es macht den Anbau so lukrativ.
Bekannt ist die Ölpalme aus der Gewinnung von Biodiesel, aber auch in der
Kosmetik- und Chemieindustrie. Während des Plan Colombia, dem Militärplan der
Regierung Kolumbiens unter Hilfe der USA und EU, wurde die Ölpalme als
Alternativpflanze zum Kokaanbau favorisiert. Doch für die Kleinbauern ist die
Ölpalme keine Alternative geworden. Im Chocó gehören die riesigen Anbauflächen
lediglich einer Handvoll Unternehmen. Und die Bauern selbst haben schlichtweg
nicht die Flächen, Gelder und Ausrüstung, um ihren Lebensunterhalt davon
bestreiten zu können. Ganz im Gegenteil, oftmals müssen sie sich den Interessen
der Großgrundbesitzer und Unternehmen unterordnen. Die Bauern werden vertrieben
und auf den illegal erworbenen Flächen schützen nun staatliche oder
paramilitärische Kräfte die Plantagen.
Koka
Koka
wird aufgrund der ökonomischen und geografischen Bedingungen in vielen Regionen
des Landes, so auch im Chocó. Den Bauern bietet sich oftmals keine andere
Möglichkeit des Überlebens, als Koka anzubauen oder sich den Gegebenheiten der
paramilitärischen Gruppen unterzuordnen. So hat der zunehmende Kokaanbau
weitreichende Folgen für die Landbevölkerung. Die Regierung nimmt dies immer
wieder zum Anlass, um Besprühungen aus der Luft durchzuführen. Zum Ziel haben
diese offiziell, die Planzungen zu vernichten, nebenbei soll aber auch die
Bevölkerung eingeschüchtert und vertrieben werden. Mit dem Besprühen des
Pflanzenvernichtungsmittels Roundup werden pro Hektar Kokapflanzungen auch 20
Hektar Regenwald oder Felder zerstört, zudem wird das Trinkwasser verseucht und
Erkrankungen der Haut, Augen und Atemwegsorgane provoziert. Mit den
Freihandelsverträgen wird sich die Situation der Bauern nicht ändern, denn der
Zugang zu den nationalen und internationalen Märkten ist den Bauern
verschlossen und mit den Billigimporten von Agrarprodukten wie Mais und
Getreide aus den Industrieländern können sie nicht konkurrieren. Dabei sind die
Bauern die kleinen Fische im Koka-Geschäft, die dicken Geschäfte werden in
Europa und den USA gemacht.
Megaprojekte
Auch
die Megaprojekte der Regierung sind eine Bedrohung für die Bevölkerung im
Chocó. Unter den Megaprojekten werden sowohl die Erschließung und Ausbeutung
der natürlichen Ressourcen als auch überdimensionale Infrastrukturprojekte
impliziert. Zum einen planen transnationale Konzerne die Förderung von Erdöl
bei den zu vermuteten Vorkommen im Chocó. Auch der Bergbau soll weiter
ausgebaut werden. Zum anderen geistern immer noch Pläne der Regierung rum, zwei
verschiedenen Transporttrassen im Chocó zu bauen. Hierbei geht es um den
Lückenschluss der Panamerikana zwischen Panama und Kolumbien und um einen
trockenen Kanal, der von der Karibik- bis zur Pazifikküste führen soll und dem
Panamakanal Konkurrenz machen soll. Nicht nur, dass durch die Bauvorhaben das
Ökosystem und die Lebensgrundlage der Bauern vernichtet werden wird, die
Landflächen, auf denen die Trassen verlaufen sollen, steigern immens ihren Wert
und Grundstückspreis. Regierung, Konzerne und Paramilitärs wollen sich schon
jetzt diese Flächen sichern und bedrohen und vertreiben die Bevölkerung.
Widerstand
und Tradition
Doch
es gab und gibt auch Widerstand gegen Ausbeutung, Landraub und Vertreibung. Die
Tradition des Widerstandes im Chocó ist alt und beginnt bei den Indigenen im
Kampf gegen die Spanier und hat bereits beim Widerstand der afrikanischen
Sklaven gegen die Spanier einen großen symbolischen Stellenwert errungen. Die
Sklaven, die den Spaniern dienen mussten, flohen und bildeten in den entlegenen
Regionen Wehrdörfer, in denen Indigene und afrikanische Sklaven zusammen lebten
und der spanischen Herrschaft trotzen. Als ein bekanntes Wehrdorf gilt Palenque
del Baudó, welches fast 50 Jahre bestand. Im Sinne dieser Tradition sind heute
auch die verschiedenen Friedensdörfer und Gemeinden der Selbstbestimmung im
Chocó zu sehen. Bäuerliche, afrokolumbianische und indigene Vereinigungen,
Gewerkschaften und Guerillagruppen zeigen verstärkt Menschenrechtsverletzungen
und ihre prekäre Situation auf, stehen dabei aber immer im Fokus von
staatlichen Sicherheitskräften, Staatsanwaltschaft und paramilitärischen
Gruppen, weil sie als politischer Arm der FARC-EP diffamiert werden.
Mit
den Waffen um gehört zu werden
Dass
der Chocó zu den vergessenen Regionen gehört, merken die Menschen in ihrem
alltäglichen Kampf für Gerechtigkeit und ein besseres Leben. Bogotá ist weit
weg und die Stimmen der sozialen und aufständischen Bewegungen werden nur
selten gehört. So bleibt den Chocoanern oftmals nur der Weg durch
außergewöhnliche Aktionen und Vernetzung mit anderen nationalen und
internationalen Bewegungen. Erst im Februar wurde durch die FARC-EP ein
bewaffneter Streik durchgeführt, um auf die humanitäre Krise, den Landraub und
die Plünderung der natürlichen Ressourcen bei der Fischerei, im Bergbau-,
Energie-, und Holzsektor durch ausländisches Kapital sowie um auf ihren
Widerstand gegen die Korruption und den Terror aufmerksam zu machen. Dazu
sollten einige Tage der Transport in das Nachbardepartement Risaralda und das
öffentliche Leben still gelegt werden. Außerdem wurde wiederholt darauf
hingewiesen, dass der Transport von staatlichen Sicherheitskräften in
öffentlichen Verkehrsmitteln nicht geduldet wird und dies ein Verstoß gegen
internationales Menschenrecht ist.
Guerilla
Die
FARC-EP jedoch ist noch gar nicht so lange im Chocó präsent, wie man das
vermuten könnte. Erst Ende der 1980er Jahre wurden die ersten
politisch-militärischen Strukturen geschaffen. Unterstützung bekamen sie aus
dem Osten von der Fünften Kampffront, die in Antioquia und Urabá aktiv ist und
von der lokalen Bevölkerung. Zwischenzeitlich waren im Chocó, der zum Bereich
des militärischen Blocks Iván Ríos (ehemals nordwestlicher Block) der FARC-EP gehört,
mehrere Kampffronten der FARC-EP aktiv, darunter die 34., 47., 51. und die bis
heute in der Region verankerte 57. Kampffront. Mit dem Eindringen von Militärs
und Paramilitärs in den Chocó, mit dem Foltern und Ermorden von AnhängerInnen
und Sympathisanten der Guerilla und ihrer nahestehenden Organisationen und mit
der Verschärfung der sozialen Problematik wird auch die Guerilla nicht die
Waffen niederlegen und so lange kämpfen, bis die Bedingungen und Möglichkeiten
Frieden, Gerechtigkeit und politische Teilhabe erlauben.
14 März 2013
Zum Interview mit Tanja/Alexandra
Tanja Nijmeijer, die Guerillera aus den Niederlanden, die
unter dem Namen Alexandra in der FARC-EP
kämpft, gehört bei ihrer Teilnahme zu den Friedensverhandlungen in Kuba zu den
meistgefragten Interviewpartnern der kolumbianischen und internationalen Medien.
Obwohl sie wiederholt die Verleumdungskampagnen und Fehlinformationen der
Medien, nicht nur über sich selbst, sondern auch über die FARC-EP als
politisch-militärische Organisation, anprangert, so ist sie sich dem Interesse
über ihre Persönlichkeit und ihr Leben in der Guerilla natürlich bewusst und
nutzt die ihr gegebenen Möglichkeiten,
um Vorurteile auszuräumen und über die aufständische Bewegung
aufzuklären.
Vor drei Monaten hatte Alexandra die Möglichkeit, aus
ihrer Illegalität des kolumbianischen Kampfes ein Teil der
Verhandlungsdelegation der FARC-EP in Kuba zu sein. Es sei für sie eine große
Umstellung gewesen, zwischen dem Leben in Kolumbien und dem Leben in Kuba. In
Kuba ist sie mit Autos, Lärm und den täglichen Umgang mit der Presse
konfrontiert. Aber in gewisser Weise sieht sie es als das Gleiche an, dort ein
Krieg mit militärischen Mitteln und in Kuba ein Krieg auf der politischer
Ebene. An beiden Fronten gibt es Scharfschützen und man muss reagieren, um
nicht getötet zu werden. Dies bezieht sich sowohl auf die militärischen
Auseinandersetzungen, als auch auf die politischen, denn seitens der Presse
wird viel Druck aufgebaut. Den Medien fehlt der Kompromiss für den
Friedensprozess, sagt sie. Die kolumbianische Presse könnte eine wichtige Rolle
bei der Unterstützung in den Verhandlungen spielen und die Menschen davon
überzeugen, dass der Frieden in Kolumbien erforderlich ist. Doch oft ist das
Gegenteil der Fall. Als Beispiel nimmt sie die Gerüchte vom Zerfall der FARC-EP
und dass die Guerilla keine Einheit mehr sei. Immer wieder wurde berichtet,
dass der militärische Südblock nicht mit den Verhandlungen einverstanden sei.
Doch in der Guerilla gibt es eine einheitliche Führung und alle verpflichten
sich, den Prozess zu unterstützen.
Über Alexandra als Frau weiß man sehr wenig, stellt die
Journalistin fest. Auf die Frage, ob sie das als das hübsche Gesicht der
FARC-EP missbraucht wird, stellt sie fest, dass das Schönheitsideal in der
Guerilla nicht zählt. Das schönste was sie hat, ist ihr Gehirn. Das vom
Kapitalismus aufgezwungene Schönheitsideal von 90-60-90 spielt in der FARC-EP
keine Rolle. Die meisten Kämpferinnen kommen vom Land, dort gelten wohlgenährte
Frauen oftmals als hübscher. Alexandra kommt aus den Niederlanden, ein Land,
das sich in den letzten Jahrzehnten dafür engagierte, durch Dialoge die
Konflikte zu lösen. Wieso dachte sie nun sei es besser, mit Waffen für ein
besseres Land zu kämpfen? Als sie nach Kolumbien kam, interessierte sie sich
für die Politik. Sie verstand schnell, dass es für die Kolumbianer keine andere
Möglichkeit gab, als zu den Waffen zu greifen und damit wollte sie sich
solidarisieren. Da änderte es nichts, dass sie aus Europa kam. Mit Waffen zu
kämpfen ist nicht der beste Weg, aber der kolumbianische Staat ließ keine
andere Option.
Die Journalistin spricht weiter die Rolle der Frauen an.
In der Delegation der Regierung gibt es nur wenige Frauen und sie fragt
Alexandra, ob es ein Spiegelbild des Landes und der Guerilla ist. Darauf
antwortet sie, dass 51 Prozent der kolumbianischen Bevölkerung Frauen sind. Sie betrachtet sich
als ein Teil des Landes und der Guerilla, die Frauen zu repräsentieren. Die
Delegation der FARC-EP versucht die Stimmen der Frauen zu hören. Sie hat den
Eindruck, dass sie ihre Rechte in den Foren und den Vorschlägen mit einbringen.
In der Guerilla muss man nicht um Erlaubnis fragen, wenn man sich verliebt und
man kann als zusammenleben. Allerding hat man immer die Verpflichtung für das
Land und ihre Leute. Wenn also eine Mission ansteht, dann muss diese auch
gemacht werden. So ist sie aktuell von ihrem Partner getrennt, um in Kuba mit
der Regierung zu verhandeln, diese Kompromisse muss man eingehen, wenn man der
Guerilla beitritt. Sie kommt aber auch darauf zu sprechen, wie groß die
Unterschiede zu den Niederlanden sind. Der Machismo in der kolumbianischen
Gesellschaft ist schrecklich und in der Guerilla, die ein Teil der Gesellschaft
ist, ist er auch vorhanden. Auch, dass man in der Guerilla keine Kinder haben
darf, versteht sie. Dies wird auch mit dem Eintritt in die FARC-EP deutlich
gemacht. Ein Kind in einem Krieg ist unverantwortlich. Wenn eine Guerillera ein
Kind bekommt, dann muss sie die Guerilla verlassen. Aber dort können sie
verhaftet werden und die Kinder werden später stigmatisiert. Natürlich denkt
Alexandra daran, mal ein Kind zu haben. Aber das Kind soll in einem Umfeld des
Friedens groß werden und dafür kämpft sie.
Am Ende wird sie gefragt, wie sie die Zusammenhänge
zwischen Entführungen und Drogenhandel mit der Guerilla sieht, die für große
Teile der radikalen Linken nicht vereinbar sind. Es sind jene Fragen, auf die
die Vertreter der Guerilla genervt reagieren. Sind es doch regelmäßig Versuche,
die Guerilla zu delegitimieren. Sie betont, dass im Februar letztes Jahr die
Entführungen auf ökonomischer Basis eingestellt wurden. Die FARC-EP war auch
immer bemüht, Alternativen zum Drogenanbau vorzuschlagen, aber man darf auch
nicht die Augen vor der Realität auf dem Land verschließen. Hier erwähnt sie
die Besteuerung von Koka. Worüber man jedoch fast nie spricht, ist die
Beteiligung von Akteuren aus der kolumbianischen Regierung im Drogenhandel.
Schlussendlich sagt sie, würde
sie den Kampf mit Waffen auch in anderen Ländern führen. Kolumbien und
Lateinamerika sind aufgrund des Reichtums und der natürlichen Ressourcen ein
Zentrum im Kampf gegen den Kapitalismus. Um die Welt zu verändern muss man das
System verändern, und sie fängt in Kolumbien an.
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