14 September 2012

Prozess gegen Joaquín Pérez Becerra

Joaquín Pérez Becerra wurde diese Woche von einem Richter eines Spezialgerichts der Verschwörung schuldig gesprochen. Der selber Richter ließ aber den Anklagepunkt der Finanzierung terroristischer Aktivitäten fallen. Das Strafmaß beträgt zwischen 8 und 18 Jahren. Joaquín ist Journalist und er leitete das Nachrichtenportal „Agencia de Noticias Nueva Colombia“, besser unter der Abkürzung Anncol bekannt. Auf diesem Nachrichtenportal wurden kritische Artikel über die Regierungspolitik Kolumbiens und Berichte sowie Kommuniqués der Aufständischen veröffentlicht. Von der kolumbianischen Regierung wird er beschuldigt, Teil des Internationalen Komitees der FARC-EP und Sprecher für Europa zu sein. Hierfür gilt der Straftatbestand der Verschwörung. Außerdem soll er für die Finanzierung der Guerilla verantwortlich sein. Die Staatsanwaltschaft muss nun beweisen, dass diese Beschuldigungen zutreffen. Unter anderem tauchte sein Name auch auf den Daten des manipulierten Computers von der Führungsperson der FARC-EP Raúl Reyes auf, der bei einer völkerrechtswidrigen Bombardierung ums Leben kam. Vom Sender Telesur wurde unterdessen von seinem Anwalt Rodolfo Ríos Lozano eine Richtigstellung gefordert. Telesur bezeichnete Joaquín als einen der Anführer der FARC-EP.


Joaquín war Mitglied der Linkspartei Unión Patriótica. Nachdem seine Frau und Tausende andere Mitglieder und Sympathisanten der linken Partei ermordet wurden, flüchtete er nach Schweden und wurde schließlich schwedischer Staatsbürger. Bei einem Flug von Frankfurt/Main nach Caracas wurde er im April letztes Jahr auf venezolanischem Territorium festgenommen und später an Kolumbien ausgeliefert. Aktuell ist er im Gefängnis La Picota in Bogotá. Mit seiner illegalen Festnahme und einem fadenscheinigen Prozess soll eine kritische Stimme zum Schweigen gebracht werden. In Kolumbien ist Strategie, Oppositionelle und Journalisten im Exil, die eine freie und kritische Arbeit leisten, als Staatsterroristen zu behandeln.