09 Juli 2012

Langlois über die FARC-EP

Der französische Journalist Roméo Langlois, der nach 33 Tagen in Gefangenschaft von den FARC-EP freigelassen wurde, berichtet nun in einem Interview von den Umständen der Gefangennahme und das Frieden mit der Guerilla durchaus möglich sei. Des Weiteren sind die FARC-EP ein Parallelstaat in Kolumbien, besonders in den ländlichen Gebieten, in denen der Staat faktisch nicht existent ist. 
 
In dem Interview, welches einem Monat nach der Freilassung gemacht wurde, schildert der Journalist, wie er mit der Armee in ein mehrstündiges Gefecht verwickelt worden ist. Eine Waffe, die ihm während des Kampfes von einem Soldaten angeboten wurde um sich zu verteidigen, lehnte er ab. Er schildert, dass er Angst gehabt habe, an seine getöteten Kollegen in Syrien denken musste und an seine Familie. Die Schussverletzung habe er in diesem Moment aufgrund des Adrenalins nicht gespürt. Während die ersten drei Stunden die Armee das Feuergefecht unter Kontrolle hatte habe sich die Situation dann zugespitzt. Die Armeeeinheit wurde in verschiedene kleine Gruppen getrennt und später aufgerieben. So konnten sich die Guerilleros dem Journalisten nähern. Er gab zu erkennen, dass er Zivilist sei und keine Waffe habe, deshalb wurde nicht auf ihn geschossen, sondern er von der Guerilla mitgenommen. 

Weiter beantwortete er Fragen zu den Bildern und Fernsehaufnahmen des Aktes der Freilassung. Viele Bauern in der Region standen mit den Guerilleros beieinander und feierten die Freilassung mit Essen und der Überbringung von politischen Botschaften. Darauf sagte er, dass es in diesen Zonen normal sei, dass sich Bauern und Guerilla kennen. Sie vertrauen einander, mehr als der Armee, denn die Bauern haben Kinder, Geschwister und andere Verwandte in der Guerilla. Solche Zonen gebe es viele in Kolumbien, weil der Staat nicht bis in jene Gebiete kommt. In diesen Zonen sind die FARC-EP praktisch ein Parallelstaat und manchmal wesentlich effektiver als die Regierung. Die FARC-EP sind seit Jahrzehnten in den Regionen aktiv, sie unterstützen die Landbevölkerung, die wiederum die Guerilla unterstützen. Deshalb hat die Armee kein Vertrauen in die Landbevölkerung und die Bauern kein Vertrauen in die Armee. 

Roméo Langlois äußert sich auch zu den Vorwürfen, dass er Sympathie mit der Guerilla gezeigt hätte. Besonders Hardliner wie Ex-Präsident Uribe taten sich dabei hervor. Für Langlois sei es jedoch normal, auch die Politik von Armee und Regierung kritisieren zu dürfen, auch wenn dies viele nicht hören wollen. Auf die Frage nach einem Friedenprozess antwortet er, dass dieser möglich sei, die Schlüssel aber bei der Regierung und der Guerilla liegen würden. Aber der Hass erleichtere diesen Prozess nicht, zudem die Regierung der Guerilla die alleinige Schuld für die Gewalt im Land gebe.